Echt

8.9.2002, das wars:



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Vorgeschichte:

Es begann ganz zufällig, als Gerhard H. vom Donauturm zurückkehrte. Er meinte ganz nebenbei, kurz zur Sprungplattform hinuntergesehen zu haben, aber so etwas nicht zu wagen. Auf meine Antwort, was schon dabei wäre, gings dann los.
"Was, du würdest dich das trauen?" "Warum nicht?" "Und warum bist du noch nicht gesprungen?" "Bei den Preisen?"
Einige Zeit später: "Und was, wenn du nicht alles zahlen musst?" "Wie stellst du dir das vor?" "Es finden sich bestimmt genug Leute, die das sehen wollen. Wenn jeder zehn Euro hergibt, geht sich das schon aus. Unsere Gruppe ist sicher dabei und auch der TD." "Wenn du meinst, ..." "Na gut. Dann müssen wir aber sicher sein, daß du springst. Wir schreiben einen Vertrag." "Von mir aus ..."
In dieser Zeit entsteht auch die witzige Vorseite zur jetzt besuchten Echt-Seite.
Nach einigen Tagen: "Deine zehn Euro fehlen noch." "Gut, da hast." "Jetzt muß ich bald anmelden. Es gibt jetzt ein Sonderangebot." "Welches? Ohne Gummi zu halben Preis?" "Geburtstagsangebot. 1 Jahr Donauturm-Bungee. Nur 69 Euro. Jetzt geht es sich sicher aus. Welchen Termin willst du?" "Mir egal." "Na gut, dann such ich einen, wo ich kein Festl hab."
Nach einigen Terminänderungen und Telefonaten stand dann das Datum fest.
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Gerhard V. hielt beharrlich den Dienstbetrieb aufrecht und versäumte damit nicht nur das Ereignis, sondern auch den anschließenden gemütlichen Ausklang. Zu dessen Glück gibt es aber nette Mitarbeiter, die eine Kamera dabeihaben und ihn teilhaben lassen. Ebenso der folgende





Bild: Trixi

Bild: Trixi

Bild: Trixi
Tagesverlauf:

Diesen Sonntag wollte ich mich mal gründlich ausschlafen. Den Tag noch bis zum großen Treffen mit den Mitzahlern um halb Fünf nutzen. Doch schon am frühen Morgen weckt mich mein jüngerer Sohn. Er teilt mir mit, dass der Ältere vom Krankenhaus angerufen hat (seit gestern dort in Behandlung), ich soll sofort vorbeikommen. Ich suche alles zusammen, was er noch benötigt bzw. noch haben will. Derzeit ist er allein im Zimmer (zu fad), daher Radio. Außerdem (was er nicht will) Schulzeug, Zahnbürste ...
Heim komme ich dann hungrig am Nachmittag und schlage mir mal den Bauch voll während meine Frau sich für die Besuchszeit vorbereitet und die gewünschten Kassetten und CD's und auch noch Reservewäsche als Ersatz für die heimgebrachte Schmutzwäsche einpackt.
In der Zwischenzeit entleere ich meine Taschen in Hemd und Hose, um während des Sprunges nicht zu viel aufbewahren zu lassen. Nur mit Ausweis und Wohnungsschlüssel "bewaffnet" mache ich mich auf den Weg. In Vorahnung auf die anschließende Zusammenkunft wird öffentliches Verkehrsmittel verwendet.

Beim Eintreffen nach Verdauungsspaziergang durch den Donaupark sehe ich bereits den ersten Kollegen nach seiner längeren Abwesenheit mitsamt Gattin und Kind. Obwohl ich etwas verspätet eingetroffen bin, sind wir noch allein. Einige drehen schon Runde um Runde auf Parkplatzsuche. Meine Vorahnung war bestätigt.
Mit der Zeit traf dann auch der Rest ein, bis auf die notorischen Verweigerer und Spätkommer.
Dann gings zur Anmeldung und Abwage. 67 Kilo, seit Jahr(zehnt)en konstant. Mit Liftkarte und Videokassette schaue ich noch einem Sprung zu und dann gehts zum Aufzug. Der Weg ist mir aus beruflichen Gründen bekannt, nur steige ich diesmal bereits bei der Aussichtsplattform aus. Dort stehen schon etliche Leute hinter einer Absperrung, in roter Kleidung. Mit der Zeit bekomme ich mit, wer zum Personal gehört und wer zu den Springern. Zwei Mann stehen auf der Absprungrampe und bereiten den Sprung vor, eine Dame als Vorhut nimmt die Springwilligen in Empfang. Dabei wird zuerst ein Sicherungsgerüst (wie es Bergsteiger beim Abseilen tragen) angelegt, dann wird ein passender Overall gewählt. Während der angelegt wird, hat die Dame für das Filmen der Springer Zeit. Kaum hat man sich rot verkleidet, werden die Beinmanschetten angelegt und festgezogen. Dann heißt es warten, bis man drankommt. Drei Springer sind noch vor mir, außerdem muss noch dazwischen das Gummiseil gewechselt werden. Ein Seil ist für Personen mit geringem Gewicht ab 50 Kilo. Von 80 bis 120 Kilo wird das zweite Seil verwendet.
Die Manschetten sind so fest gezogen, dass mir schon die Füße taub werden. Noch immer sind zwei Springer vor mir. Einer kann sich nicht überwinden und hält sich im letzten Augenblick noch fest. Diesmal soll er die Hände anders halten, damit er nicht mehr so leicht den Haltegriff erreicht. Beim neuerlichen Countdown wird mit leichtem Druck auf den Rücken nachgeholfen.
Bild: René

Bild:René

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Video 1 (Turm)
Video 2 (René)
Sprungbericht:

Doch dann ist es soweit. Noch einmal werde ich gewogen, mit der Ausrüstung sind es 72 Kilo. Dann geht alles sehr schnell. Rauf auf die Rampe, Sicherungsseil zu dem der Mannschaft geklinkt. Nach vor gehen zur Sprungplattform. Während einer das Gummiseil an den Fußmannschetten befestigt und als Sicherung mit dem Körpergerüst verbindet, erklärt mir der andere die Vorgangsweise. Die Hände sollen über den Kopf, der Körper soll gestreckt bleiben. Dann gehts auch schon los. Das Gummiseil wird hinabgelassen, es zerrt an den Beinen. Nach vor zur Kante, sodass der Vorderteil der Füße über die Kante stehen. Dabei schweift der Blick hinunter - ein schaurig schönes Gefühl. Da hinab soll ich springen? Ich wollte es ja! Im Hintergrund höre ich: "Die Hände über den Kopf" und dann die Mannschaft zählen: "Drei, zwei, eins, Bungee!" Langsam lasse ich mich nach vorne ins leere fallen...
Oft schon habe ich in meiner Jugend und auch jetzt mit den Kindern verschiedenste Prater-Attraktionen, Hochschaubahnen, Kreiseldinger mit verschiedensten Schwerkrafttricks, Loopings etc. getestet. Kurz schwerelos ist man da immer wieder. Jedoch ist das alles kein Vergleich mit so einem Sprung. Den kann man nicht erklären. Das muss man wirklich selbst erleben. Wenn du stolperst, fängst du dich in Bruchteilen einer Sekunde wieder auf oder fällst hin. Das aber ist ein andauerndes fallen, ewig nicht aufhörend. Ein Traum. Für manche wahrscheinlich auch ein Alptraum. Die springen aber auch nie.
... Der Wind weht mir um die Ohren, dann werden die Füße hochgerissen und das Gummiseil bremst den Fall. Nach kurzem Halt werde Ich wieder hochgeschleudert und treibe noch einmal schwerelos im Weltall. Diesmal dreht es mich etwas und ich kann die Gegend bewundern. Bin nicht mehr zugeschüttet mit neuen Eindrücken und habe wieder eigene Gedanken. Wie es mich wieder in das Gummiseil drückt, werde ich voll in eine Kreiselbewegung versetzt. Jetzt weiß ich nicht mehr, wo oben und unten oder links und rechts ist. Mit der Aussicht ist es vorbei und ich gebe mich meinen neuen Eindrücken hin. Bei der Überlegung, was ich gegen die Drehung tun könnte, fallen mir die Eiskunstläufer ein. Sie strecken die Gliedmaßen aus und bremsen damit den Drehschwung. Während ich das auch versuche - nur die Hände dazu habend - höre ich auch schon die Rufe des Bodenpersonals. Auch sie raten mir das Ausstrecken. Es hilft nicht sehr viel, aber der Richtungssinn ist wieder da. Während ich noch leicht auf- und abpendle, werde ich abgeseilt und vom Personal aufgefangen. Das Seil wird gelöst und ich wanke schwindlig auf den Rand der Luftmatte zu. Am Rand hinuntergerutscht, den Kollegen zugewunken und dann von den Kleidern und Gurten befreit. In der Zwischenzeit versorgen die "Rotröcke" das Seil und es wird in einem Rucksack mein Video herabgelassen und meine Verkleidung hochgezogen. Nach Überreichung der Kassette und Verabschidung ist alles vorbei.
Bild: Jackson
Bild: Jackson
Ich bin so gut aufgelegt, dass ich sofort noch einmal springen würde. Jetzt, da ich dies schreibe und schon drei Tage vorüber sind, geht's mir noch immer so. Ein bleibender Eindruck!

Im Anschluss wurde noch ein Lokal aufgesucht, wo einige Biere die Kehle hinunterflossen. Doch dann gings auf nach Haue, schließlich läutet um halb sechs Uhr früh der Wecker und die Arbeit ruft.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei allen Fotograf(inn)enbedanken, mit deren Bildern diese Seite aufgepeppt wurde.
Weiters Dank an die Filmer(innen) und natürlich ganz besondersan jene Kollegen, die das alles durch ihren Beitrag ermöglichten!



Falls jetzt jemandes Interesse geweckt wurde, gibts hier einen Link. Dort und auf den Folgelinks erfährst du neben technischen Informationen über das Donauturm-Bungee (die höchste Sprunganlage der Welt von einem Aussichtsturm) auch die Preise, Termine, Anforderungen sowie andere Attraktionen.
Bungee-Link

Also, probiers doch!


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